Veranstaltungen in der Buchhandlung analog
Alle Veranstaltungen in der Buchhandlung analog bei freiem Eintritt. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Jimmy Brainless: Im Schein der Pfütze
Ein monumentales, transgenerationales Epos zwischen Europa und Taiwan
Wie ruft man Erinnerungen wach? Der eine beißt in eine Madeleine und schlürft Lindenblütentee, ein anderer steht über eine Pfütze gebeugt und „glotzt sich die Vergangenheit lebendig“.
Weil der Monsun in Taiwan allgegenwärtig ist, mangelt es nicht an Wasserpfützen, in denen sich für Simon – einen Gespaltenen zwischen zwei Welten und unentschlossen, was seine Zukunft betrifft – die Geschichte seiner Familie zu spiegeln scheint, mal wie sie wirklich war, mal wie sie gewesen sein könnte: Nahe Tainan führt Lín Jin-Yì das Regiment als Schul- und Haushaltsvorstand. Seine Sparsamkeit ist legendär, die Duldsamkeit seiner Frau auch. Am Wiener Alsergrund indes spiegelt die Pfütze einen anderen Mann, den geachteten wie gefürchteten Exekutor Anton, der nicht nur seine Schuhe, sondern auch die Vergangenheit zu polieren weiß. Was die beiden verbindet: Sie pflanzen sich leicht zeitversetzt auf zwei verschiedenen Kontinenten fort und werden eines Tages Großväter von Simon. Zuvor müssen sich freilich noch Jin-Yìs Tochter und Antons Sohn kennenlernen…
Eva Geber: Hélène – Befreiung ins Irrenhaus
Das »Irrenhaus« als Befreiung aus bürgerlichen Verhältnissen
Ende des 19. Jahrhunderts. Die 16jährige Hélène, Tochter aus gutem Haus, wird mit einem höheren k&k-Beamten verheiratet. In der Ehe mit dem auf der Karriereleiter immer höher steigenden Diplomaten vereinsamt Hélène und wird »gemütskrank«. Eine Scheidung kommt nicht in Betracht. Schließlich wird das Irrenhaus für sie zum Zufluchtsort, den sie erst nach dem Tod ihres Mannes verlässt.
Eva Geber verknüpft dabei kunstvoll die auktoriale Erzählebene mit inneren Monologen ihrer Protagonistin und die Perspektive der Enkelin, die sich auf die Suche nach Spuren ihrer »hysterischen« Großmamá macht, die in Familienerzählungen nur als furchterregendes Gespenst erscheint. So entsteht das vielschichtige Bild einer Frau um 1900, die, wie viele Frauen ihrer Zeit, in ihrem enggeschnürten Korsett erstickte.
Eva Geber, geboren 1941 in Wien, ist Grafikerin, Autorin und Kulturpublizistin. Sie leitete über 20 Jahre lang eine selbstverwaltete Druckerei, war von 1975 bis zu deren Einstellung 2011 Mitherausgeberin und Redakteurin der feministischen Zeitschrift „AUF – Eine Frauenzeitschrift“ und mitbegründete 1992 die AUFedition. Ihre Buchpublikationen sowie zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien gelten vorwiegend den feministischen Vorkämpferinnen, die sie in Erinnerung ruft.
Sie erhielt den Wiener Frauenpreis 2009, den Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis 2013, 2021 den Theodor-Kramer-Preis und den Preis der Stadt Wien für Publizistik 2022. Von ihr herausgegeben erschienen: »AUFbrüche – Feministische Porträts und Lebensbilder«, »Der Typus der kämpfenden Frau«, Rosa Mayreders drei Werke »Zur Kritik der Weiblichkeit«, »Geschlecht und Kultur« und »Das Haus in der Landskrongasse«, »Die berühmten Frauen der französischen Revolution« von Emma Adler, »Louise Michel – Texte und Reden« sowie die »Tagebücher aus dem Exil« von Madame D’ora (Kallmus). 2018 erschien ihr Roman »Louise Michel – Die Anarchistin und die Menschenfresser«.
Michael Hammerschmid: Was keiner kapiert
Lyrik für AnfängerInnen und Fortgeschrittene, für Jung und Alt und alles dazwischen.
manchmal ist der tag zu lang. zu kurz. zu leer. zu flimmernd.
und was soll ich werden, alles oder nichts? bin ich ein flügelleichtes ich, eher wesenlich?
bin alt und jung, bin fremd und weich. die anderen sind da, mal fremd, mal nah.
und doch, versteht mich jemand?
Was keiner kapiert wird in Michael Hammerschmids Gedichten in all seiner Pracht, in vielen Facetten und in gnadenloser Zielgenauigkeit eingefangen, poetisch und mit unbändigem Rhythmusgefühl. Der Beat in den Ohren, der Beat im Herzen, immer mit Barbara Hoffmanns originellem Strich an seiner Seite.
Michael Hammerschmid, *1972 in Salzburg, ist Autor von Gedichten für Kinder und Erwachsene, Prosa, Hörspielen und Essays zur Literatur. Er kuratiert und moderiert das Internationale Lyrik-Festival Dichterloh (vormals Poliversale) in der Alten Schmiede, Wien, unterrichtet Poetik und Lyrik an verschiedenen Kunst/Universitäten und schreibt Gedichte für Ausstellungen u.a. im Kindermuseum ZOOM. Er veröffentlichte unter anderem den Gedichtband Nester (2014), Schlaraffenbauch (2018) mit Bildern von Rotraut Susanne Berner und den Kindergedichtband wer als erster mit Bildern von José María de Tellería bei Jungbrunnen (2022). 2023 erschien sein Kinder-Gedichtband stopptanzstill! im Picus-Verlag. Im Juli 2024 kam was keiner kapiert.
Gedichte mit Illustrationen von Barbara Hoffmann im Jungbrunnen-Verlag heraus. Er wurde vielfach ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2023.
www.michaelhammerschmid.com
„es ist ihm egal
wie er rüberkommt
solang er sich in
der sonne sonnt…“
(wie man durchgeht hat er sich geklont, s. 9)
„ (…)
es war ihm scheiß-
egal wie das rüber-
kommt ich hätt
ihn nie verhöhnt
hätte mich mit
ihm versöhnt…“
(wie man durchgeht hat er sich geklont, s. 9)
„ (…)
bin ein flügelleichtes
ich eher wesenlich
und sehr getraut und
weiß mich nicht und
weiß dich nicht und
fühl mich ihm und dir
und mir schon so vertraut“(wesenlich, s. 23)
„ich weiß nicht
was ich werden soll
toll jemand mit glück
jemand mit cool
jemand verrückt
jemand vielleicht
dems jetzt schon
reicht (…)“
(jemand der nichts zu werden verspricht, S. 12-13)
„ (…)
der allesakzeptierer viel zu
gut kapierer der wartezapf
der hinterdrein der
grauenhoch und immer-
klein (…)“
(der der der s. 89)
„ich mache was andres
was andres ist immer
besser (…)“
(was andres 77)
„ich bin ne bläcke box
sagt sie sagt er
sag ich sagt wer
(…)“
(bläcke box, s. 69)
„vielleicht bin ich da
vielleicht bin ich dort
vielleicht klicken sie mich
fort (…)“
(kickklickkick, s. 46)